UNSERE
GESCHICHTE

In Bergedorf wurde seit dem Mittelalter gebraut – Bier und Essig, der damals als Konservierungsmittel eine große Rolle spielte.
Nach Hamburgischem Recht war das Brauereigewerbe an „Gerechtsame“ – wir würden heute Konzessionen sagen – geknüpft und seit der frühen Neuzeit auch kontingentiert: der Senat regelte in sogenannten Orloff-Erlassen, wann und wie viel die einzelnen Betriebe brauen durften.
Diese Betriebe waren „Familienbetriebe“, Handwerksbetriebe eben, die mit 4 bis 7 Arbeitskräften brauten und frisches Bier sofort verkauften.

NEUE
BRAUVERFAHREN

Als sich dann in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts das Wiener- und Münchner Brauverfahren verbreitete, waren andere Betriebsgrößen und Voraussetzungen nötig:
• Kühlung im Brau- und Lagerstadium, die nur in Kellern und durch Natureis erfolgen konnte, denn die Kältemaschine war noch nicht erfunden
• Lagerkapazität (Keller) für die Reifung des Biers
• Kontinuierliche Produktion zur Nutzung der Kapazitäten ohne Einschränkungen durch Kontingente.
• Und natürlich: feinstes Braumalz und reinstes Brauwasser
• Viel Kapital zum Bau der Produktion und Lagerung und zur Finanzierung des Lagers

BERGEDORFER ACTIEN-BIER-
BRAUEREI-GESELLSCHAFT

Alle diese Voraussetzungen fanden sich am damaligen Rand von Bergedorf: am Ende der Chrysanderstraße:
• Aus der Bille konnte man im Winter Eis schneiden, sogar sogenanntes „Bacheis“, dem man die höchste Qualität zubilligte. Die künstlich angelegten „Brauereiteiche“ zeugen noch heute davon, wie die Gewinnung ausgebaut wurde.
• Durch Reinigung und Verkiesung der Bille oberhalb der Braustätte wurde genügend feinstes Brauwasser verfügbar.
• Den Prallhang der Bille konnte man aushöhlen und zum Keller ausbauen. Diese Keller sind heute noch vorhanden und von Zeit zu Zeit zu besichtigen.
• Bergedorf gehörte bis 1867 zu Hamburg und Lübeck. Es war „beiderstädtisch“. Hier gab es keine Kontingentierung mit „Orloffen“, wie im Hamburger Staatsgebiet.
• Mit Inkrafttreten des Handelsgesetzbuchs für den Deutschen Bund konnten sich ab 1861 konzessionsfrei „Aktiengesellschaften“ gründen und gegen Ausgabe von Anteilsscheinen Kapital einsammeln.
So fand sich 1863 eine Initiative zur Gründung der „Bergedorfer Actien-Bierbrauerei-Gesellschaft“. Und diese Initiative war schnell erfolgreich: Sie konnte genügend Kapital sammeln, schnell die Keller, Teiche und die Billeverkiesung bauen und vor allem: oben auf dem Billehang das Brauereigebäude. Schon 1864 nahm die Brauerei die Produktion mit einer Kapazität von knapp 40.000 hl p.a. auf.

GERMAN
LAGERBEER

Damit markiert sie als erste Braustätte in der Region den Übergang vom handwerklichen zum industriellen Brauen und zugleich auch den Übergang vom traditionellen obergärigen zum modernen untergärigen „Wiener- und Münchner Brauverfahren“ mit einem modernen Biertyp.
Und die Brauerei war nicht nur erfolgreich in der Phase der Gründung: Die Nähe des Hamburger Hafens, die Reichsgründung 1871 und der zunehmende Überseehandel bescherten ihr außergewöhnliche Markterfolge: „Bergedorfer Lagerbier“ wurde nicht nur in Hamburg getrunken, sondern auch exportiert; in die deutschen Kolonien und an viele Handelsplätze. Das Bergedorfer Bier gewann zwischen 1880 und 1890 Medaillen, die Qualitätssiegel der damaligen Zeit, u.a. in Melbourne, Amsterdam, Caracas, London, Antwerpen, Barcelona. Und selbst heute noch kann man die Marke „Bergedorf, German Lager Beer“ in Westafrika finden, ebenso in einigen Ländern Südeuropas, abgefüllt in Dosen, allerdings mit einem heutigen Biertyp aus der Standardproduktion großer Brauereien.
Mit Ihrem großen Erfolg wurde die „Bergedorfer Actien-Bierbrauerei-Gesellschaft“ auch selbst ein begehrtes Objekt: Schon 1874 wurde sie von der „Vereinsbrauerei der Hamburg-Altonaer Gastwirthe“ übernommen. Und nach einer weiteren Übernahme wurde 1914 der Braubetrieb aus Bergedorf verlegt.
Das klassische Bier aber – wie schon aus den Braukesseln der „Bergedorfer Actien-Bierbrauerei-Gesellschaft“ von 1863- gibt es jetzt wieder: Bergedorfer Bier
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